Ein Herz

Das Gefühl der Wut, das lange unterdrückt wurde und sich im Inneren aufgestaut hat, war heute der Ausgangspunkt für den Gestaltungsprozess.

Beide Hände sammeln Tonerde vor sich auf dem Tisch. 

Sie drücken und kneten die Tonerde mit zunehmender Vehemenz und Kraft. 

Der ganze Körper bewegt sich mit, unterstützt durch den schulterbreiten Stand der Füße. 

Der Ton wird mehrfach hochgehoben und auf die Tischplatte geworfen, solange bis es genug ist. 

Energie wird frei und belebt den Körper. 

Vor und zurück, schieben und ziehen beide Hände die Tonerde von sich weg und zu sich her. 

Der Widerstand der darin, bis unter die Fingernägel körperlich spürbar wird, tut sichtbar wohl. 

Er weckt die Selbstwahrnehmung und vermittelt Stabilität im eigenen Körper. 

Die eigene Handlungskraft und Selbstwirksamkeit werden darin erfahrbar. 

Das ist jetzt auch der Stimme anzuhören, die lauter und kräftiger klingt. 

Dann plötzlich ein neuer Impuls! 

Sehr bestimmt beginnen die Hände etwas zu formen - es entsteht ein Herz. 

Nach einem kurzen Innehalten, erspüren und erfühlen die Hände das Herz in langsamen Berührungen. 

Sie spüren Unebenheiten, Wunden und Narben darauf. 

Mit-fühlend werden diese wahrgenommen und anerkannt.  

Die Hände beginnen damit das Herz zu streichen. 

Nach und nach verändert es sich unter diesen liebevollen Berührungen. 

Die Wunden und Narben werden weniger und sind nicht mehr so tief, einige sind gar verschwunden. 

„Es ist die Selbstliebe die heilt.“, spricht schließlich die innere Stimme laut aus. 

Erfahrungsräume im Atelier, Melanie Stiehl ©, 2023